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Verstärkte Spannungen zwischen Frankreich und Algerien

by Damian Huber
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Frankreich ermittelt gegen sechs algerische Staatsbürger wegen des Verdachts, Gewalt und Hass gegen algerische Regierungskritiker angestiftet zu haben. Diese Verhaftungen haben die ohnehin fragilen Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter verschärft.

Zu Jahresbeginn nahmen die französischen Behörden drei Algerier fest, die Inhalte in sozialen Medien veröffentlicht hatten. Am Donnerstag folgte die Festnahme eines französisch-algerischen TikTokers. Zusätzlich stehen zwei weitere französisch-algerische Influencer unter Verdacht, obwohl sie nicht verhaftet wurden. Die Behörden in Lyon informierten am Montag über diese Entwicklungen.

Den Verdächtigen wird vorgeworfen, über Online-Plattformen gezielt gegen Gegner der algerischen Regierung vorzugehen. Diese Maßnahmen verschärfen eine bereits angespannte diplomatische Lage, die sich seit Frankreichs Unterstützung für Marokkos Anspruch auf die Westsahara 2024 kontinuierlich verschlechtert hat.

Frankreich und Algerien in diplomatischem Konflikt

Boualem Naman, 59, bekannt als „Doualemn“, wurde am 5. Januar in Montpellier festgenommen. Naman, der 138.000 TikTok-Follower hat, soll in einem Video zur Gewalt gegen einen algerischen Regierungsgegner aufgerufen haben.

Eine Analyse des Videos ergab, dass Naman dazu aufrief, den Gegner zu schlagen, aber nicht, ihn zu töten, wie zunächst berichtet wurde. Nach seiner Festnahme wurde Naman nach Algerien abgeschoben. Doch Algerien verweigerte ihm die Einreise mit der Begründung, er solle sich vor einem französischen Gericht verteidigen dürfen.

Die Entscheidung Algeriens sorgte für Spannungen. Der französische Innenminister Bruno Retailleau kritisierte das Land und warf ihm vor, Frankreich absichtlich demütigen zu wollen. Das algerische Außenministerium beschuldigte daraufhin Frankreich, eine „Desinformationskampagne“ zu führen. Namans Anwälte argumentierten, ihr Mandant sei ein Opfer der angespannten diplomatischen Lage.

Historische Spannungen und politische Differenzen

Die Beziehungen zwischen Frankreich und Algerien waren bereits vor diesen Vorfällen belastet. Im Jahr 2024 änderte Frankreich seine Position zur Westsahara und unterstützte Marokkos Anspruch auf das Gebiet. Algerien, das die Selbstbestimmung der Sahrauis unterstützt, reagierte empört und rief seinen Botschafter aus Paris zurück.

Frankreichs Bemühungen, die Beziehungen zu Marokko zu stärken, vertieften den Graben zu Algerien. Präsident Emmanuel Macron besuchte Marokko im Oktober, was Algeriens Unmut verstärkte. Präsident Abdelmadjid Tebboune, der 2024 wiedergewählt wurde, verschob wiederholt einen geplanten Staatsbesuch in Frankreich und sagte ihn schließlich ab.

Tebboune steht in der Kritik, die Meinungsfreiheit zu unterdrücken, Journalisten inhaftieren zu lassen und prodemokratische Aktivisten zu verfolgen. Zuletzt sorgte die Verhaftung des französisch-algerischen Schriftstellers Boualem Sansal, einem prominenten Kritiker Tebbounes, für internationale Empörung. Präsident Macron warf Algerien vor, „sich selbst zu schaden“. Diese Entwicklungen verdeutlichen die wachsende Kluft zwischen den beiden Ländern.

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