Mit hoher Jugendarbeitslosigkeit greifen viele chinesische Absolventen zu Berufen wie Kellner, Reinigungskraft oder Filmkomparse.
Ein Schulhausmeister hat einen Master in Physik, eine Reinigungskraft ist in Umweltplanung qualifiziert. Ein Lieferfahrer hat Philosophie studiert, und ein Tsinghua-Promovierter bewirbt sich als Hilfspolizist.
Solche Beispiele sind in der angeschlagenen Wirtschaft keine Seltenheit. Es gibt viele ähnliche Fälle.
Anpassung an die Realität des Arbeitsmarktes
“Mein Traum war Investmentbanking”, sagt Sun Zhan, bevor er als Kellner in Nanjing arbeitet.
Der 25-Jährige hat kürzlich einen Master in Finanzwissenschaft abgeschlossen. Doch trotz vieler Bewerbungen fand er keinen passenden Job.
China bringt jedes Jahr Millionen Hochschulabsolventen hervor. Doch in vielen Bereichen fehlen passende Stellen.
Die Wirtschaft schwächelt, besonders in Sektoren wie Immobilien und Fertigung. Die Jugendarbeitslosigkeit lag 2024 bei fast 20 %, bevor die Berechnungsmethode angepasst wurde. Im November sank sie auf 16,1 %.
Viele junge Absolventen arbeiten nun in Berufen, die nicht ihrer Qualifikation entsprechen. Kritik von Familie und Freunden ist häufig.
Suns Eltern missbilligen seine Arbeit als Kellner. Sie hätten lieber, dass er Beamter wird. Doch er hat einen Plan: Er will in der Gastronomie Erfahrungen sammeln und später sein eigenes Restaurant eröffnen.
“Die Lage ist sehr schwierig”, sagt Professor Zhang Jun von der City University of Hong Kong. Viele Studenten machen höhere Abschlüsse, um bessere Chancen zu haben, doch die Realität sieht anders aus.
Ungewisse Zukunft für Chinas Jugend
Die 29-jährige Wu Dan, eine Finanzabsolventin, arbeitet nun in einer Sportverletzungsklinik in Shanghai.
Zuvor war sie in einer Handelsfirma tätig, doch die Bedingungen enttäuschten sie. Ihre Familie versteht ihren Wechsel in eine körperlich anspruchsvolle Arbeit nicht.
Ohne die Wohnung ihres Partners könnte sie in Shanghai kaum überleben. Mittlerweile akzeptiert ihre Mutter ihren Berufsweg, nachdem Wu ihre Rückenschmerzen behandelte.
Wu fühlt sich im Bereich Sportverletzungen wohler und träumt davon, eines Tages eine eigene Klinik zu eröffnen.
Professor Zhang betont, dass Chinas Wirtschaft vielen Absolventen keine attraktiven Möglichkeiten mehr bietet. Selbst in großen Firmen verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen.
Einige arbeitslose Absolventen suchen nun Jobs in der Filmindustrie. In Hengdian, Chinas Filmstadt, finden sich viele junge Menschen als Komparsen.
Wu Xinghai, ein Ingenieurabsolvent, arbeitet als Bodyguard-Darsteller. Er plant, diese Arbeit nur vorübergehend zu machen, bis er eine feste Anstellung findet.
“Nach dem Abschluss bist du arbeitslos”, sagt Li, ein Absolvent im Bereich Filmregie, der ebenfalls als Komparse arbeitet. Er sieht diese Zeit als Übergang, bevor er einen stabilen Job sucht.
Viele Absolventen fürchten, nie ihren Traumjob zu finden. Die unsichere wirtschaftliche Zukunft belastet auch jene, die bereits eine Stelle haben. Wu Dan beschreibt die Stimmung:
“Selbst meine angestellten Freunde sind unzufrieden. Sie fühlen sich unsicher und wissen nicht, was die Zukunft bringt.”