Ein radikaler Schritt für den Jugendschutz
Australien hat ein striktes Gesetz verabschiedet, das Kindern unter 16 Jahren den Zugang zu sozialen Medien wie Instagram, TikTok und Facebook vollständig untersagt. Plattformen, die gegen das Verbot verstoßen, drohen Geldstrafen von bis zu 49,5 Millionen australischen Dollar (32 Millionen US-Dollar). Die Testphase beginnt im Januar 2024, während das Verbot ab 2025 voll in Kraft treten soll.
Mit diesem Schritt reagiert die australische Regierung auf die zunehmenden negativen Auswirkungen sozialer Medien auf die psychische Gesundheit junger Menschen. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Frankreich, die die Zustimmung der Eltern erfordern, sieht Australien keine Ausnahmen vor.
Unterstützung und Kritik am Gesetz
Das Gesetz genießt breite Unterstützung in der australischen Bevölkerung: 77 % befürworten laut Umfragen das Verbot. Eine Kampagne mit dem Titel „Lasst sie Kinder sein“ mobilisierte vor allem Eltern, die unter den Folgen von Cybermobbing litten. Ali Halkic, ein Vater, dessen Sohn durch Cybermobbing in den Suizid getrieben wurde, lobte das Gesetz als wichtigen Schritt, um Kinder zu schützen.
Kritik kommt jedoch von Jugendorganisationen, Wissenschaftlern und Datenschützern. Sie befürchten, dass vulnerable Gruppen wie LGBTQIA-Jugendliche oder Migranten isoliert werden könnten, da soziale Medien oft eine wichtige Unterstützungsquelle bieten. Datenschützer warnen zudem, dass die Altersverifizierung zu erhöhter Überwachung führen könnte. Um diese Bedenken zu entschärfen, fordert das Gesetz Plattformen auf, alternative, weniger invasive Verifikationsmethoden anzubieten.
Jugendliche und Technologiebranche reagieren
Jugendliche kritisieren das Verbot als unrealistisch. Die 16-jährige Schülerin Enie Lam äußerte, dass technikaffine Jugendliche Wege finden würden, die Sperren zu umgehen. Sie warnt davor, dass junge Menschen auf riskantere und unregulierte Plattformen ausweichen könnten.
Auch die Technologiebranche steht vor großen Herausforderungen. Meta (Muttergesellschaft von Facebook und Instagram) kritisierte das Gesetz als übereilt und warf der Regierung vor, bestehende Schutzmaßnahmen zu ignorieren. Sunita Bose von der Digital Industry Group bemängelte fehlende Leitlinien zur Altersverifizierung und warnte vor Belastungen für Plattformen und Nutzer. Eine Ausnahmegenehmigung erhielt YouTube, da es häufig für Bildungszwecke genutzt wird.
Internationale Reaktionen und geopolitische Folgen
Das Gesetz könnte Spannungen zwischen Australien und den USA, dem Sitz vieler Technologieunternehmen, verstärken. Elon Musk, Eigentümer von X (ehemals Twitter), bezeichnete das Verbot als möglichen Vorstoß zur umfassenderen Internetkontrolle. Australien hatte bereits in der Vergangenheit mit Big-Tech-Regulierungen für Spannungen gesorgt, etwa durch Gesetze zu Lizenzgebühren für Nachrichteninhalte und zur Bekämpfung von Online-Betrug.
Globale Auswirkungen und ein Präzedenzfall
Australien hat mit diesem Gesetz eine Vorreiterrolle bei der Regulierung sozialer Medien eingenommen. Es bleibt abzuwarten, ob und wie effektiv das Verbot umgesetzt wird und ob es andere Länder dazu inspiriert, ähnliche Maßnahmen einzuführen. Die Debatte über den Schutz von Kindern im digitalen Raum wird durch diesen drastischen Schritt weltweit neue Impulse erhalten.