Hayat Tahrir al-Sham (HTS), eine islamistische Rebellengruppe, hat in einem überraschenden Vorstoß große Teile rund um Aleppo erobert. Die Offensive begann vor wenigen Tagen in der Idlib-Provinz und erreichte die Vororte von Aleppo nach nur drei Tagen heftiger Kämpfe. Dies stellt den ersten bedeutenden Vorstoß von Rebellen in die Stadt seit der Rückeroberung durch das Assad-Regime vor acht Jahren dar.
Die syrische Regierung reagierte mit intensiven Luftangriffen und Artilleriebeschuss auf die von den Rebellen gehaltenen Gebiete, was zu zahlreichen zivilen Opfern führte. Mindestens 12 Zivilisten, darunter auch Kinder, wurden bei den Luftangriffen getötet. Die UN berichtete von der Vertreibung von etwa 14.000 Menschen aus den betroffenen Gebieten. „Die Regierungstruppen haben ihre Verteidigungslinien schnell verloren, was die Rebellen zu einem Vorstoß ermutigte“, sagte Dareen Khalifa von der International Crisis Group.
Regionale Konflikte und internationale Auswirkungen
Die Offensive fällt in eine Zeit regionaler Instabilität. Israel hat seine Luftangriffe auf iranische Militärstützpunkte in Syrien verstärkt, was die Aufmerksamkeit von Bashar al-Assads Verbündeten, insbesondere der russischen Luftwaffe, ablenkt. Russlands Unterstützung für das syrische Regime soll in den kommenden Tagen intensiviert werden, um den Vormarsch der Rebellen zu stoppen.
Die Türkei, die viele Rebellengruppen unterstützt, forderte von allen Parteien eine Deeskalation der Kämpfe, um eine noch größere Instabilität in der Region zu vermeiden. Das türkische Außenministerium betonte, dass zivile Opfer und weitere Zerstörung verhindert werden müssen.
Die humanitäre Lage verschlechtert sich rapide, da wichtige Versorgungseinrichtungen wie Krankenhäuser in den betroffenen Gebieten zerstört wurden. Die Rebellen könnten weiterhin von der aktuellen Schwäche des Regimes profitieren, das aufgrund der internationalen geopolitischen Spannungen und der ständigen Luftangriffe in Syrien unter Druck steht.